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Bericht 11. März 2005
Neuer NASA-Chef nominiert
Weißes Haus schlägt Mike Griffin als Nachfolger von Sean O'Keefe vor - Griffin unterstützt Bush's Vision der Weltraumerkundung

Mike Griffin
Oben: Mike Griffin, der wahrscheinlich nächste Administrator der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA. (Photo: Labor für angewandte Physik (APL) der Johns Hopkins Universität (JHU))
Das Weiße Haus bestätigte am 11. März, daß Präsident Bush beabsichtigt, Mike Griffin, Leiter der Raumfahrtabteilung am Labor für angewandte Physik (APL) der Johns Hopkins Universität, zum neuen Administrator der NASA vorzuschlagen.

Griffin, ein Raketenwissenschaftler mit einem Master in Betriebswirtschaft (MBA), ist eine langjährige Führungskraft in der Luft- und Raumfahrtbranche, der eine ganze Reihe höherer Posten bei der NASA, in der Industrie und im Pentagon inne hatte.

Griffin ersetzt den früheren Chefadministrator Sean O'Keefe, der letzten Dezember seinen Posten aus persönlichen und finanziellen Gründen aufgegeben hatte. O'Keefe übernahm den Posten des Kanzlers am Campus der Staatsuniversität von Louisiana in Baton Rouge. Er diente drei Jahre als NASA-Chef. Zur Zeit agiert der frühere Shuttle-Astronaut Frederick Gregory als Interimsadministrator.

Griffins Nominierung fand die sofortige Zustimmung mehrerer Abgeordneter, die mit ihm unmittelbar zusammenarbeiten müßten, sollte der Senat ihn bestätigen.

Die demokratische Senatorin Barbara Mikulski aus dem US-Bundesstaat Maryland, die Griffin als Leiter der Raumfahrtabteilung am Labor für angewandte Physik (APL) der Johns Hopkins Universität kennt, sagte, daß der Präsident "eine hervorragende Wahl" getroffen habe.

"[Griffin] besitzt die richtige Kombination an Erfahrungen aus der Industrie, aus Lehranstalten und aus dem Staatsdienst. Er kann eine beachtliche Liste von Führungspositionen nachweisen und besitzt Leidenschaft für Wissenschaft und Exploration. Ich begrüße seine Nominierung", erklärte Mikulski in einer Äußerung am Freitag Nachmittag.

Der Vorsitzende des Wissenschaftsausschußes des Repräsentantenhauses, Sherwood Boehlert, dessen Ausschuß sich auf Mike Griffin's Meinung als Experte für NASA Angelegenheiten berufen hatte, befürwortete ebenfalls die Wahl des Präsidenten.

"Wir sind außerordentlich erfreut, daß der Präsident Mike Griffin als NASA-Administrator nominiert hat", meinte Boehlert in einer Erklärung. "Dr. Griffin ist schon lange eine wichtige Quelle für den Wissenschaftsausschuß, sowohl als öffentlicher Experte, wie auch als privater Berater. Er hat eine breites Fachwissen, kennt die NASA in- und auswendig und ist ein einfallsreicher und kreativer Denker und Führungskraft. Er ist außerdem bekannt für seine Offenheit und Direktheit. Wir sehen der Arbeit mit Dr. Griffin, gerade in dieser für die NASA so entscheidenden Zeit, erwartungsvoll entgegen."

Als der erste Präsident Bush im Jahr 1989 seine Weltraumexplorationsinitiative in einem Versuch, die NASA aus der Erdumlaufbahn heraus und Richtung Mars zu bewegen, verkündete, wurde Griffin ausgesucht, um die unter einem schlechten Stern stehenden Bemühungen zu leiten und der NASA als Cheftechnologe und beigeordneter Administrator für Weltraumerkundung zu dienen, bis er die Behörde im Jahr 1993 wieder verließ.

Während des größten Teils der 90er Jahre arbeitete Griffin in verschiedenen Führungspositionen bei Orbitel Sciences, einer in Dulles, Virginia, ansässigen Firma, die Satelliten und Trägerraketen herstellt.

Bevor er schließlich im April 2004 als Leiter der Weltraumabteilung zum APL zurückkehrte, war er der leitende Geschäftsführer bei In-Q-tel, einem privaten, nicht profitorientiertem Unternehmen, das vom amerikanischen Geheimdienst CIA gegründet worden war, um in Unternehmen zu investieren, die führende Technologien entwickeln.

In den späten 80ern arbeitete Griffin als der stellvertretender Technologieleiter für die Organisation der strategischen Verteidigungsinitiative, einem frühen Vorgänger der Raketenabwehrbehörde.

Der pensionierte Luftwaffenbrigadegeneral Simon "Pete" Worden, der Griffin seit über 20 jahren kennt, meint, daß Griffin "eine absolut großartige Wahl" für den Posten des NASA Administrators sei.

"Das bedeutet, daß die Regierung es mit der neuen Richtung für das Programm ernst meint", meinte Worden. "Er wird die Vision des Präsidenten wahr werden lassen."

Courtney Stadd, ein Unternehmensberater in der Luft- und Raumfahrtbranche, der die Umwandlung der NASA für Bush leitet und bis Juli 2003 für das Weiße Haus als Bindeglied und Stabschef fungierte, meinte, Griffin hätte die richtige Mischung aus technischem Verstand und Führungserfahrung um die NASA zu leiten. "Er bringt eine wirklich einzigartige Reihe an Fertigkeiten mit sich, die genau das ist, was die Behörde an diesem Punkt ihrer Geschichte benötigt", erklärt er.

Griffin hat einen Doktorgrad in Luft- und Raumfahrttechnik und Mastergrade in Luft- und Raumfahrtwissenschaft, Elektrotechnik, angewandte Physik, Bauingenieurswesen und Betriebswirtschaftswesen.

Worden meinte, er glaube, daß Griffin bei der Verwirklichung der Weltraumerkundungsvision "den höchsten Nutzen aus dem echten privaten Sektor herausholen" werde, indem er eine der zentralen Empfehlungen eines im letzten Jahr von Bush eingesetzten Auschußes in's Auge faßt, der ihn dabei berät, wie die Explorationsziele in die Wirklichkeit umgesetzt werden können.

Stadd erläuterte, daß einige der kleineren Unternehmen, die um eine Rolle in den neuen Explorationsplänen der NASA konkurrieren, sehr glücklich darüber sein sollten, daß das Weiße Haus Griffin ausgewählt hat.

"Vom unternehmerischen Standpunkt aus hat er jemanden, der tatsächlich erfahren hat, was es heißt, bei Geschäften mit der Regierung auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen", meinte er. "Das haben wir bisher noch nicht gehabt."

Griffin hatte gegenüber Space News in 2003 erklärt, daß die erste Weltraumexplorationsinitiative sich niemals durchsetzen konnte, weil der Kongreß Anfang der 90er Jahre nicht den Wert von großen Investionen in die Weltraumerkundung gesehen hatte.

In einem Interview letzten November hatte Griffin gesagt, daß er das Gefühl habe, daß die politische Atmosphäre heute anders sei, als das letzte Mal, daß das Weiße Haus große Ziele für die Weltraumerkundung durch die US-Raumfahrtbehörde festgesetzt hatte. Aber er meinte auch, daß er sich keinen Illusionen hingäbe, daß es auf irgendeine Weise leicht sei, die politische Unterstützung für das Vorhaben beizubehalten.

"Die Umstände haben sich in den Jahren, seit ich für die NASA an der Explorationsinitiative gearbeitet habe, geändert. Wir haben ein republikanisches Weißes Haus und einen republikanischen Kongreß", erklärte er in dem Interview. "Ich weiß nicht ob die fiskale Lage der Vereinigten Staaten besser oder schlechter ist, aber sie ist sicher anders. Außerdem befinden wir uns im Krieg."

Griffin ist dabei, eine NASA zu übernehmen, die sich auf den Start des ersten Sace Shuttles seit dem Verlust der Raumfähre COLUMBIA im Februar 2003 vorbereitet.

Er übernimmt auch die Führung über eine Behörde, der eine präsidiale Anweisung gegeben wurde, bis zum Jahr 2020 zum Mond zurückzukehren, als ersten Schritt für eine bemannte Mission zum Mars.

Als Bush im letzten Jahr seine Vision zur Weltraumerkundung dargelegt hatte, hatte er die NASA angewiesen, den Aufbau der internationalen Raumstation bis 2010 abzuschließen und dann die Raumfährenflotte außer Dienst zu stellen.

Griffin hatte im letzten März gegenüber Space News erklätrt, daß er dieses Ziel unterstütze.

"Was nötig ist, ist die Shuttle Orbiter und ihre teure Bodeninfrastruktur auszumustern", hatte Griffin geschrieben. "Es erfüllt einfach nicht mehr die Notwendigkeiten der Exploration und ist zu teuer, logistisch zu anfällig, und nicht ausreichend sicher für einen fortgesetzten Einsatz als Transportfahrzeug in den niederen Erdorbit."

NASA's jüngstes Raumfähren-Startmanifest verlangt die Durchführung von 28 Missionen bis 2010 um die Station fertigzustellen. Mitarbeiter der Raumfahrtbehörde überprüfen zur Zeit dieses Manifest mit der Zielsetzung, einige dieser Flüge zu streichen.

Griffin hatte in Interviews gesagt, er glaube, daß die NASA nach Wegen suchen sollte, die Raumfähren noch vor 2010 außer Dienst zu stellen. Das könnte durch den Einsatz von unbemannten Wegwerfträgerraketen geschehen, die einige der Teile der Raumstation, die noch am Boden sind, in's All starten könnten.

"Wenn man tatsächlich glaubte, daß das Shuttle alle 28 geplannten Montageflüge zur Raumstation bis 2010 fliegen könnte, dann ist es unwahrscheinlich, daß sich der Wechsel auszahlt", erklärte er im letzten November. "Aber wenn man davon ausgeht, daß es bis 2014 oder darüber hinaus dauert, dann ist es nur logisch, daß man sich fragt, ob man nicht Zeit und Geld dadurch sparen könnte, daß man einige Bauteilnutzlasten für die Raumstation mit größeren Wegwerfraketen transportiert."

Griffin hatte gesagt, daß die Rückkehr zum Mond für die Vereinigten Staaten die Entwicklung eines neuen Schwerlastträgers erfordere. Er hatte gegenüber dem Wissenschaftsausschuß des Repräsentantenhauses während einer Anhörung über die Zukunft der bemannten Weltraumfahrt im Oktober 2003 erklärt, daß "es nicht unmöglich wäre, ohne die Unterstützung durch einen Schwerlastträger zum Mond oder zum Mars zu fliegen, aber es wäre sicherlich unklug."

Griffin unterstrich auch seine Auffassung, daß die Vereinigten Staaten bereits vorhandene Space Shuttle Baugruppen, wie die Haupttriebwerke, die Feststoffstartraketen und den Außentank als Grundlage für das neue Schwerlastträgersystem nutzen sollte, das die NASA für die Rückkehr zum Mond benötigt.

Worden, der Griffin als stellvertretender Technologieleiter für die Organisation der strategischen Verteidigungsinitiative Ende der 80er Jahre abgelöst hatte, meinte, daß Griffin seine Präferenz für einen vom Space Shuttle System abgeleiteten Schwerlastträger nicht auf das Bemühen der NASA, eine vernünftige Feststellung darüber zu treffen, welcher Weg der beste sei, Einfluß nehmen lassen werde.

"Ich denke, er wird für jede Lösung offen sein, welche auch immer sich als die Beste erweist", sagte Worden. "Er ist ein hervorragender Ingenieur und er hört den Leuten zu."

Aber selbst als NASA Administrator wäre diese Entscheidung nicht die seine. Die amerikanische Weltraumtransportrichtlinie, die vom Weißen Haus vergangenes Jahr aktualisiert wurde, legte fest, daß jede Entscheidung über einen Schwerlastträger vom Präsidenten getroffen würde, nachdem dieser die gemeinsame Empfehlung des NASA-Administrators und des Verteidigungsministers gehört hat.

Diese Richtlinie sagt auch, daß Entwürfen zu Schwerlastträgern der Vorzug gegeben werden solle, die auf weiterentwickelten Atlas 5 und Delta 4 Wegwerfträgerraketen beruhen.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 20. März MMV