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Artikel 14. November 2001
Dem neuen NASA-Chef ins Stammbuch
Präsident Bush nominiert Sean O’Keefe für den NASA-Vorsitz

Von Michael Hänel

Genau vor 51 Jahren, im November 1950, zog Wernher von Braun aus der Wüste von El Paso nach Huntsville, Alabama, um dort im Süden mitten im Koreakrieg für die US Army Raketen zu bauen. Heute beherbergt Huntsville das NASA Marshall Space Flight Center mit dem Nutzlastbetriebszentrum (POC) der Internationalen Raumstation. In dessen unscheinbaren grauen Hallen wird entschieden, was zur Raumstation gebracht wird und welcher Astronaut welches Experiment wann zu erledigen hat. Allein bei Boeing in Huntsville arbeiten 875 Leute an Komponenten der Raumstation. Doch wie lange noch?

Denn seit einigen Tagen ist aus der NASA-Zentrale gedrungen, daß nicht nur fünf Milliarden Dollar im Haushalt der ISS fehlen, sondern wie diese Haushaltslöcher gestopft werden sollen: mit massivem Stellenabbau und dem Ende von so manchem teuren Projekt. So jedenfalls die Vorschläge der "Young Kommission" (benannt nach Thomas Young, Leiter der ICME-Kommission), die kürzlich die inzwischen bestehende 25 Milliarden-Dollar-Lücke im Haushalt der Raumfahrtagentur beklagte.  

Außerdem sähen viele Amerikaner den Raumflug nicht mehr als wichtige Sache an, es sei denn, es handle sich um Frühwarnsatelliten oder Satellitenteleskope zur Beobachtung der militärischen Gegner. Auf der anderen Seite sollte sich die amerikanische Raumfahrt auf Probleme von Langzeitflügen konzentrieren, was darauf schließen läßt, daß an bemannten Marsprojekten doch noch festgehalten wird. Das meiste Geld soll damit gespart werden, daß jährlich nur noch vier Shuttleflüge zur ISS eingeplant werden. Wenn man dann die Mannschaft an Bord der Station nicht mehr alle vier sondern alle sechs Monate austausche, könnten allein bis zum Jahr 2006 bis zu 668 Millionen gespart werden. Das würde allerdings den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten, in Huntsville oder anderswo. 

Sean O'Keefe, designierter Chef der NASANach dem Rücktritt von Dan Goldin hat Präsident Bush am 14. November den bisher stellvertretenden Direktor für Administration und Haushalt im Weißen Haus, Sean O’Keefe zum Chef der NASA vorgeschlagen. O’Keefe gilt als Technologe und als Haushaltsexperte. Unter Bush sr. war er im Pentagon als Staatssekretär für die Navy unter dem damaligen Verteidigungsminister und heutigen  Vizepräsidenten Cheney tätig. Unter Clinton arbeitete er an der Universität von Syracuse im US-Bundesstaat New York, wo er auch öffentliche Verwaltung studiert hatte. 

Bereits im August hatte er sich vor dem Kongress um die genaue Bezifferung des ISS – Budgetlochs bemüht. Seine Rolle in der Diskussion damals: der NASA klarzumachen, daß das Weiße Haus nicht bereit ist, mehr Geld als geplant für die Raumstation auszugeben. Unnachgiebig, bis der Young-Report am 1. November diese Position bestätigte, und damit endgültig Goldin zum Rücktritt zwang. Dennoch gratulierte Goldin noch am gleichen Tag seinem möglichen Nachfolger zum "besten Job der Welt", der so viel mit den Träumen der Amerikaner zu tun habe. Aber doch möglicherweise in der NASA zu viele Träumer beschäftigt. Nach Recherchen der "Florida Today" sind etwa 1000 Beschäftigte zuviel für die Internationale Raumstation tätig, die eigentlich gar nicht gebraucht würden.   

Photo: Space.com
 
Quelle: Alabama Times, Space News, NASA, eigene Recherchen


letzte Änderung am 27. Dezember MMI