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Artikel 29. September 2011
China startet erfolgreich eigene Miniraumstation
TIANGONG 1 soll zunächst als Kopplungsziel dienen - später sollen chinesische Raumfahrer dort leben und forschen

Start von TIANGONG 1
Oben: Die Langer Marsch 2F mit TIANGONG 1 auf der Spitze hebt von der Startrampe des Satellitenstartzentrums Jiuquan ab. (Photo: CCTV)
China hat erfolgreich ihr erstes Raumlabormodul in die Erdumlaufbahn geschossen. Der Start erfolgte nach Sonnenuntergang an der Startstelle und bot einen spektakulären Anblick.

Das unbemannte Modul TIANGONG 1 hob um 15:16 Uhr MESZ (21:16 Uhr Ortszeit) auf der Spitze einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F vom Satellitenstartzentrum Jiuquan im Nordwesten Chinas ab. Der Start erfolgte nur wenige Tage vor dem chinesischen Nationalfeiertag, der am Samstag, 1. Oktober begangen wird.

"Dies ist wirklich eine Errungenschaft", erklärte Victoria Samson von der Stiftung Sichere Welt, einer Organisation, die sich der friedlichen Nutzung des Weltraums verschrieben hat. Allerdings, fügte Samson, die das amerikanische Büro in Washington leitet, hinzu, handele es sich um eine Errungenschaft, die andere Länder, wie Rußland und die USA bereits vor Jahrzehnten geschafft haben.

"Das ist ihre Version des Spacelab, aber das haben wir [die USA] bereits in den '70ern erreicht", meinte sie.

Das Modul TIANGONG 1, das zwei Jahre in der Umlaufbahn verbleiben soll, soll ein wichtiger Schritt in den Bemühungen des Landes sein, eine eigene bemannte Raumstation aufzubauen. Dieser Prototyp eines Weltraumlabors ist 10,4 Meter lang, 3,35 Meter durchmessend und wiegt 8,5 Tonnen. Es ist nicht, wie verschiedentlich berichtet wurde, das erste Modul einer chinesischen Raumstation, sondern selbst eine eigenständige kleine Station.

"Die Hauptaufgaben des Raumflugs von TIANGONG 1 sind: als Ziel für ein Rendezvous- und Ankopplungsexperiment zu dienen; eine erste bemannte Testplattform im All zu errichten, die in der Lage ist für lange Zeit unbemannt betrieben zu werden und kurzfristig von Menschen besucht werden kann, und so Erfahrungen für die Entwicklung einer Raumstation anzusammeln; die Durchführung von weltraumwissenschaftlichen, weltraummedizinischen und raumfahrttechnischen Experimenten", erklärte Wu Ping, Sprecherin des Ingenieursbüros für die Chinesische Bemannte Raumfahrt, gestern (28. Sept.) gegenüber Reportern an der Startrampe.

TIANGONG 1, was auf deutsch "Himmelspalast" bedeutet, soll Koppelungstechnologien mit drei Raumfahrzeugen, SHENZHOU 8, 9 und 10, testen, die zu späteren Zeitpunkten gestartet werden, wie die Staatsmedien verlauten ließen. Diese geplanten robotischen Manöver werden die ersten chinesischen Koppelungen in der Erdumlaufbahn sein.

Das Raumfahrzeug SHENZHOU 8 soll bereits Anfang November gestartet werden. SHENZHOU 9 soll 2012 folgen. Beide Flüge sollen unbemannte Koppelungsversuche sein. Die SHENZHOU 10 Mission, die ebenfalls in 2012 gestartet werden soll, könnte eine Besatzung zu TIANGONG 1 bringen. Zu dieser Besatzung könnte auch Chinas erste Astronautin gehören, wie die öffentlichen Stellen erklärten.

TIANGONG 1 trägt auch medizinische und technische Experimente in's All, wie die Staatsmedien berichteten. Das Modul trägt in sich 300 Flaggen von der Internationalen Astronautischen Föderation, mit denen dieser Mission gedacht werden soll.

TIANGONG 1 im All
Oben: Bild aus einer Animation, die TIANGONG 1 im All zeigt. (Abbildung: Chinesisches Ingenieurbüro für bemannte Raumfahrt)
Obwohl die Verantwortlichen der chinesischen Raumfahrt angedeutet haben, daß der Start von SHENZHOU 8 Anfang November erfolgen solle, ist es durchaus möglich, daß die unbemannte Mission auch schon früher gestartet werden könnte, wie Dean Cheng, Forscher für chinesische Politik und Sicherheitsfragen bei der Heritage Foundation, einer konservativen Denkfabrik für Öffentlichkeitspolitik.

"Die Chinesen haben schon Starts durchgeführt, die nur wenige Tage auseinanderlagen", erklärte Cheng gegenüber Space.com. "Wir haben aber keine guten Hinweise darauf, wann der Start tatsächlich stattfinden wird."

Der Start von TIANGONG 1 wird als Meilenstein für China und sein aufblühendes Raumfahrtprogramm angesehen. Für Chinas Raumfahrtprogramm ist der Start nach dem Fehlstart einer Langer Marsch 2C Trägerrakete im August besonders wichtig. Die Rakete hatte kurz nach dem Start eine Fehlfunktion erfahren und hatte die Umlaufbahn nicht erreicht.

"In China ist das wohl eine große Sache mit vielen Nachrichtenberichten", meinte Cheng. "Man wird vermutlich Schwierigkeiten haben, dem zu entkommen. Nach dem Start wird von den chinesischen Staatsmedien voraussichtlich viel Tamtam darum gemacht, damit die Leute auch alle mitbekommen, was vorsichgeht."

Eine Untersuchung der Fehlfunktion der Langer Marsch 2C hatte den Start von TIANGONG 1 verzögert. Bei dem heutigen Start wurde ein ähnlicher Träger eingesetzt, die Langer Marsch 2F. Er markiert einen wichtigen Schritt in den Bemühungen des Landes, eine bemannte 60-Tonnen Raumstation ab 2020 im All zu betreiben.

Dann sollen die TIANGONG-Module als unbemannte Frachter zur Versorgung der chinesischen Raumstation eingesetzt werden, so wie die russischen PROGRESS-Transporter.

China ist erst die dritte Nation nach Rußland und den Vereinigten Staaten, die mit eigenen Raumfahrzeugen Menschen in's All gebracht haben. Chinas erste bemannte Mission, SHENZHOU 5, wurde am 15. Oktober 2003 von Yang Liwei gesteuert. zwei weitere bemannte Missionen folgten in den Jahren 2005 und 2008.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 29. September MMXI