Artikel 24. Juni 2012 |
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Chinesische Astronauten absolvieren erste manuelle Kopplung im All
Pilot Liu Wang steuerte SHENZHOU 9 von Hand zu einer erneuten Kopplung mit TIANGONG 1 - Astronauten bleiben noch weitere fünf Tage im Raumlabor
Das Manöver erfolgte in den frühen Morgenstunden um kurz nach 6 Uhr MESZ. Liu Wang übernahm das Steuer um 6:37 Uhr und führte die SHENZHOU langsam an das Orbitalmodul heran, bis sie schließlich um 6:48 Uhr erneut Kontakt hatten. Anschließend wurde der Kopplungsring eingezogen, bis um 6:57 Uhr MESZ die Andockklammern einfuhren und erneut eine feste Verbindung zwischen den beiden Raumfahrzeugen herstellte. Die SHENZHOU-9-Astronauten hatten am vergangenen Montag, zwei Tage nach ihrem Start vom Raumfahrtzentrum Jiuquan im Nordwesten Chinas auf der Spitze einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F, bereits automatisch am TIANGONG-Modul angelegt. Die Besatzung hatte seitdem fünf Tage lang innerhalb des Moduls gearbeitet, technische Tests an dem busgroßen Labor durchgeführt und eine Reihe medizinischer Experimente absolviert, wie Sprecher der chinesischen Raumfahrtbehörde verlauten ließen. Die Besatzung wird von Jing Haipeng kommandiert, ein Veteran eines vorangegangenen Raumfluges. Liu Yang, Chinas erste Frau im All und Pilot Liu Wang runden die Besatzung ab. Die Astronauten haben seit ihrer Ankunft auf TIANGONG 1 auch Nachrichten mit ihren Familien auf der Erde ausgetauscht, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Ein Sprecher des chinesischen Ingenieurbüros für Bemannte Raumfahrt (CMSEO) erklärte, die Astronauten wären in guter Verfassung und alle Systeme würden normal funktionieren. China hatte ein Video veröffentlicht, auf dem Liu Yang zu sehen ist, wie sie auf einem Fahrradergometer im TIANGONG 1 Modul Fitneßtraining absolviert. Liu Wang hatte die manuelle Steuerung des Lageregelungssystems übernommen und seine Fähigkeit getestet, die Orientierung des 18 Meter langen Komplexes aus SHENZHOU und TIANGONG zu steuern. Liu Wang und Jing Haipeng hatten vor dem Start den manuellen Kopplungsvorgang mehr als 1500 Mal geübt, wie Wu Ping, ein Sprecher des Bemannten Raumfahrtprogramms Chinas erläuterte. Der 43 Jahre alte Liu Wang ist ein Oberst in der chinesischen Luftwaffe mit 1000 Stunden sicherer Flugzeit. Er wurde im Jahr 1998 für die Astronautenausbildung ausgewählt.
Das manuelle Ankoppeln ist eine extrem wichtige Übung für die zukünftigen Weltraumbestrebungen Chinas, wozu auch der Start eines größeren von Menschen gepflegten TIANGONG-Raumlabors in ein paar Jahren gehört. Aber zunächst plant China den Start eines weiteren bemannten Fluges zur TIANGONG 1 innerhalb eines Jahres. China plant den Start einer größeren Raumstation um 2020, die dann permanent von Menschen bewohnt werden soll. "Tiangong" bedeutet auf deutsch "Himmelspalast", während "Shenzhou" mit "göttliches Gefährt" übersetzt werden kann. Die beiden Raumfahrzeuge sind durch ein Kopplungssystem miteinander verbunden, das dem in Rußland entwickelten APAS-System ähnelt, das bei der Kopplung zwischen einer sowietischen SOJUS und einer amerikanischen APOLLO-Kapsel im Jahr 1975, dem Aufbau der russischen Raumstation MIR und von den US-Raumfähren bei ihren Besuchen an der Internationalen Raumstation ISS verwendet wurde. Das androgyne Kopplungssystem wurde so konstruiert, das jedes der beiden Raumfahrzeuge den aktiven Part bei der Kopplung übernehmen kann. SHENZHOU 9 war heute das aktive Fahrzeug, wobei Liu Wang sowohl auf Sicht als auch nach Instrumentenanzeigen navigierte, um den Anflug der Kapsel zu regeln. Das Koppelungssystem der SHENZHOU wurde auch konstruiert, um sowohl automatische als auch manuelle Kopplungen mit der Beteiligung einer Besatzung an Bord zu ermöglichen. China hatte erklärt, daß eine modifizierte Version ihres Koppelungssystems es der SHENZHOU ermöglichen könnte, auch an der ISS anzulegen, wenn das Land jemals in das multinationale Projekt eingeladen würde. Aber US-Gesetze verhindern eine Partnerschaft zwischen der NASA und China. Quelle:
Spaceflight Now
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