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Bericht 3. Februar 2009
Iran startet ersten Satelliten mit eigener Trägerrakete
Für die Islamische Republik ein Schritt in Richtung Frieden und Gerechtigkeit - USA drücken ihre Besorgnis aus

Iran hat am Montag seinen ersten Satelliten mit einer modifizierten Langstreckenrakete in die Umlaufbahn geschossen und so die islamische Republik in den Eliteverein der raumfahrenden Nationen katapultiert, wie die staatlichen Medien des Landes berichten.

Der kleine Kommunikationssatellit OMID war am Montag Abend auf der Spitze einer SAFIR-2 Trägerrakete gestartet worden, wie die offizielle Nachrichtenagentur der Islamischen Republik verlauten ließ.

Der Start erfolgte voraussichtlich gegen 19:30 Uhr MEZ oder 22 Uhr Iranischer Zeit, wie der Astrophysiker Jonathan McDowell, der Satellitendaten im Internet zu Verfügung stellt, erklärte.

Iran selbst hatte den Startzeitpunkt in seinen staatlichen Nachrichtenberichten nicht offengelegt.

Die 22 Meter hohe Trägerrakete SAFIR-2 hob vermutlich von einer Startanlage in der Provinz Semnan im Norden des Irans ab.

Von dort aus flog die Trägerrakete südöstlich über den Indischen Ozean, um den Überflug von Nachbarländern zu vermeiden, wie Charles Vick von GlobalSecurity.org, einer in Washington residierenden militärischen Denkfabrik, erklärte.

Zwei Objekte von dem Start, vermutlich der OMID-Satellit und ein Teil der Startrakete umkreisen die Erde auf elliptischen Umlaufbahnen.

Die Bahnen haben einen Tiefpunkt von 246 Kilomter und Hochpunkte von 378 und 439 Kilometer. Die Bahnneigung beträgt den Bahnverfolgungsdaten des US-Militärs zufolge 55,5°.

Iran ist einer kleinen Gruppe von Ländern beigetreten, die die Fähigkeit haben, ihre eigenen Satelliten zu bauen und in die Umlaufbahn zu starten.

Die frühere Sowjetunion hatte den ersten künstlichen Satellit, Sputnik 1, im Oktober 1957 gestartet. Die Vereinigten Staaten folgten mit dem erfolgreichen Start von Explorer 1 im Januar 1958.

Frankreich, Japan, China, Großbrittannien, Indien und Israel haben danach ebenfalls ihre eigenen Trägerraketen entwickelt und gestartet.

Iran ist die erste neue Raumfahrtnation seit Israel 1988 dem Club beitrat.

Der Start war zeitlich mit den zehntägigen Feiern zum 30. Jahrestag der islamischen Revolution im Iran abgestimmt, wie die offiziellen Berichte erklären.

Irans Präsident Machmut Achmedinedschad hatte den Start für Montag angeordnet und laut staatlicher Medien erklärt, der Satellit sei "ein Schritt in Richtung Gerichtigkeit und Frieden".

Iran hatte OMID gebaut und seinen Start geplant unter strikten ökonomischen Sanktionen der Vereinten Nationen wegen des internationalen Verdachts, daß Iran atomare Ambitionen hege.

Die Sanktionen beschränken den internationalen Handel mit Gütern, die für militärische Projekte verwendet werden können, darunter auch Programme zur Entwicklung von Satelliten und Raketen.

Vertreter der US-Regierung erklärten, der Start vom Montag sei ein Schritt in die falsche Richtung in Bezug auf die Beziehungen des Irans mit dem Westen.

"Diese Aktion überzeugt und nicht davon, daß der Iran verantwortlich handelt, um die Stabilität und Sicherheit in der Region zu verbessern", ließ Robert Gibbs, der Pressesprecher des Weißen Hauses verlauten.

Die Entwicklung der Raumfahrttechnologie habe weitreichende Auswirkungen auf Irans Raketenprogram, erklärten US-Vertreter.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Robert Wood, drückte "tiefe Besorgnis" über den Start aus.

"Die Entwicklung einer Weltraumträgerrakete, die einen Satelliten in die Umlaufbahn platzieren kann, könnte auch zur Entwicklung eines ballistischen Raketensystems führen", meinte Wood.

Irans Außenminister Manutschehr Mottaki erklärte, das Satellitenprogramm diene "außschließlich friedlichen Zwecken", wie die Nachrichtenagentur Fars berichtet.

Iran hatte seinen ersten Satelliten im Jahr 2005 mit einer russischen Trägerrakete in's All gebracht, aber der Start am Montag war der erste von iranischem Territorium aus mit einem im eigenen Land gefertigten Träger.

Omid, das in der persischen Sprache "Hoffnung" bedeutet, trägt experimentelle Steierungssysteme, Kommunikationsausrüstung und eine kleine Fererkundungsnutzlast an Bord, wie die iranischen Medienberichte erläutern.

Frühere Versionen der SAFIR-Trägerrakete haben bereits mehrere suborbitale Tests absolviert, einschließlich eines mysteriösen Fluges im letzten August, von dem einige glauben, es sei ein fehlgeschlagener Satellitenstartversuch gewesen.

Iranische Nachrichten vom August hatten berichtet, die Rakete habe die Umlaufbahn erfolgreich erreicht, aber westliche Geheimdienste erklärten stattdessen, die Rakete habe während des Starts eine schwerwiegende Fehlfunktion erfahren.

Beobachter glauben, die SAFIR basiert auf Irans ballistischer Rakete Schahab 3.

Der Iran plant in den nächsten Jahren mehrere weitere Satelliten zu starten, um Katastrophenhilfeprogramme zu unterstützen und die Kommunikationsnetzwerke im Lande zu stärken.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 4. Februar MMIX