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Artikel 4. März 2010
NASA bereitet "Plan B" für neuen Raumfahrtplan vor
Bolden soll angeblich Änderungen mit Ausschußvorsitzendem besprechen - er selbst dementiert diese Absicht

NASA Chef Charles Bolden
Oben: NASA-Chef Charles Bolden spricht mit anderen Missionsverantwortlichen im Startleitraum 4 des Startleitzentrums, während sie den Countdown für den Start der Raumfähre ENDEAVOUR zur Mission STS-130 am 8. Februar 2010 verfolgen. (Photo: NASA/KSC/Bill Ingalls)
NASA-Chef Charles Bolden soll angeblich Änderungen zu dem neuen Plan von US-Präsident Barack Obama, das Constellation-Programm zu streichen, mit mindestens einem hochrangigen Abgeordneten besprechen, wie Space News bezugnehmend auf eine NASA-interne E-Mail berichtet.

In dem Dokument vom 2. März schreibt Michael Coats, der Direktor des Johnson Raumfahrtzentrums (JSC) der NASA, an den Chefingenieur des JSC für bemannten Raumflug Stephen Altemus und weist ihn an, ein "Plan B Team" aufzustellen, um "einen möglichen Kompromiß" zu entwerfen, darunter eine Reihe von Gesprächspunkten für Bolden bezüglich der Entwicklung eines bemannten Raumfahrzeuges, einer Schwerlastträgerrakete und eines Trägerraketentestprogramms. Die E-Mail deutet an, daß Bolden einen Kompromiß mit Bart Gorden (Demokrat, Tennessee), dem Vorsitzenden des Repräsentantenhaus-Ausschußes für Wissenschaft und Technologie, diskutieren will.

Bolden selbst jedoch erklärte am 4. März, daß er keinen NASA-Verantwortlichen für bemannten Raumflug aufgefordert habe, eine Alternative zum Obama-Plan zu entwerfen.

Das Budget des Präsidenten für die NASA ist mein Budget. Ich stehe ganz klar hinter den Prioritäten und der Richtung für die NASA, die er vorgestellt hat", erklärte Bolden in einer schriftlichen Äußerung. "Ich bin offen für jede Idee von jedem Mitglied des NASA-Teams, aber ich habe niemanden aufgefordert, eine Alternative für den Plan und den Haushalt des Präsidenten zu entwerfen. Wir müssen vorausdenken und neue Technologien, die uns über die niedrige Erdumlaufbahn hinausbringen, aggressiv verfolgen, und der Plan des Präsidenten tut das. Nach Jahren zu geringer Investitionen in neue Technologien und einer unrealistischen Finanzierung haben wir endlich wieder einen ehrgeizigen Plan für die NASA, der die Behörde auf einen wiederbelebten Pfad der Weltraumerkundung bringt."

Obamas Plan, das Constellation-Programm zu streichen, einschließlich des bemannten Erkundungsfahrzeugs ORION und der Trägerraketenfamilie ARES sah sich während der Haushaltsanhörungen im Februar einem parteiübergreifenden Widerstand von Abgeordneten sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat gegenüber. Am Mittwoch hatte Senatorin Kay Bailey Hutchinson aus Texas eine neue Vorlage eingereicht, die, falls sie verabschiedet wird, das Space-Shuttle-Programm um zwei Jahre über die geplante Außerdienststellung Ende 2010 hinaus verlängert.

Coats schreibt in seiner E-Mail, daß Bolden darin übereinstimme, ein Team aufzustellen, das mögliche Änderungen am Obama-Plan untersuchen soll und fügte hinzu, daß Bolden im Vorfeld seines Treffens mit Gordon "Gesprächspunkte" angefordert habe, und wies Altemus an, dies "auszuarbeiten und dann über Doug Cooke an Charlie weiterzuleiten". Cooke ist der Chef des Missionsdirektorats für Explorationssysteme der NASA.

Cooke war allerdings kein Empfänger der E-Mail, obwohl Coats Kopien an seine Stellvertreterin Ellen Ochoa, dem Direktor des Marshall Raumflugzentrums (MSFC) in Huntsville, Alabama, Robert Lightfoot, dem Direktor des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) in Florida, Bob Cabana, dem Leiter des Constellation-Programms Jeff Hanley, dem Leiter des ORION-Programms Mark Geyer und dem Startdirektor des ARES 1-X Flugtestprogrammes Edward Mungo geschickt hat. Johnson, Marshall und Kennedy spielen alle zentrale Rollen in der Entwicklung des Constellation-Programms.

"Steve, Robert und ich haben mit Charlie gesprochen und er stimmte darin überein, uns ein 'Plan B Team' (mein Ausdruck, da Vorsitzender Gordon in der Anhörung Charlie nach seinem 'Plan B' gefragt hatte) aufstellen zu lassen, das schauen soll, wie ein möglicher Kompromiß aussehen könnte", schrieb Coats mit Bezug auf eine Anhörung vor dem Unterausschuß für Wissenschaft und Technologie des Repräsentantenhauses, in dem Gordon Bolden drängte, offen für Kompromisse zu sein, um einen Konsens im US-Kongress zu erreichen.

In der E-Mail forderte Coats Altemus auf, sich mit Mango, Geyer und Gary Lyles, dem beigeordneten Direktor für technische Verwaltung am MSFC, in Verbindung zu setzen, "um dieses Einseitenpapier so schnell wie möglich zu produzieren, und ein Team aufzustellen (nennen Sie es, wie Sie wollen - Constellation oder Orion ist aber nicht empfehlenswert)."

Als Zusatz, obwohl Obamas Haushaltsentwurf eine $6 Milliarden Erhöhung für die Ausgabengrenze der NASA über die nächsten fünf Jahre vorsieht, drängte Coats Altemus bei dem Alternativvorschlag auch die Kostenabschätzung im Auge zu behalten.

"Innerhalb des Haushalts zu bleiben ist eine wichtige Sache, da es zweifelhaft ist, daß wir mehr Finanzmittel bekommen werden", schrieb er.

Die Original-E-Mail von Coats an Altemus kann man hier nachlesen.

Quelle: Space.com, Space News
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 10. März MMX