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Artikel 7. September 2011
Bald Astronautenmangel bei der NASA?
Kommission befürchtet, daß die US-Raumfahrtbehörde die Personaldecke für sein Astronautenkorps zu niedrig angesetzt hat, um in Zukunft die geforderten Aufgaben erfüllen zu können

Die Besatzung von STS-135
Oben: Die Besatzung von STS-135 vor dem Start der ATLANTIS Anfang Juli, bei der Ankunft am Kap. (Photo: NASA)
Einem Bericht einer Beratungskommission zufolge könnte das schrumpfende Astronautenkorps der NASA bald nicht mehr genügend Personal bereitstellen, um die Anforderungen für Missionen zur Internationalen Raumstation zu erfüllen.

Mit der Außerdienststellung der amerikanischen Raumfähren in diesem Jahr ist das Astronautenkorps der NASA in den letzten Jahren kontinuierlich geschrumpft, als mehr und mehr Raumfahrer ihre Arbeitsstelle aufgegeben haben. Einige sind in den Ruhestand gegangen, weitere haben Verwaltungsposten oder andere Aufgaben bei der NASA übernommen. Der größte Teil aber hat die NASA verlassen, um entweder zu den US-Streitkräften zurückzukehren und dort ihre Laufbahn fortzusetzen, oder in die Privatwirtschaft zu wechseln. Aber die NASA benötigt immer noch Astronauten, um Missionen zur Internationalen Raumstation zu fliegen, die noch bis mindestens 2020 betrieben werden soll.

Der neue Bericht, der am 7. September 2011 vom Nationalen Forschungsrat (NRC) veröffentlicht wurde, stellt fest, daß die Modelle der NASA zur Vorhersage ihres Astronautenbedarfs für die nahe Zukunft unvorhergesehene Personaländerungen, wie Pensionierungen oder Ausscheiden aus medizinischen Gründen, nicht vollständig berücksichtigen. Die US-Raumfahrtbehörde solle bei der Größe ihres Astronautenkorps mehr Spielraum schaffen, um "eine missionsbereite Gruppe gut ausgebildeter Profis zu erhalten, die die ISS sicher betreiben können", wie der Bericht erläutert.

Im Jahr 1999 zählte das Astronautenkorps der NASA noch 150 Mitglieder. Diese Anzahl ist nach Angaben des 93-seitigen Berichts auf nur mehr 61 aktive Astronauten im Jahr 2011 gefallen. Ein großer Teil der Austritte wurde durch die Außerdienststellung der Raumfähren und der Fertigstellung der ISS motiviert.

Das amerikanische Raumfährenprogramm endete im Juli nach dem 135. Flug der geflügelten Raumfahrzeuge. Der primäre Aufbau der Raumstation war zuvor abgeschlossen worden. Die NASA plant nun sich auf die russischen Raumfahrzeuge und private Weltraumtaxen zu verlassen, um amerikanische Astronauten und Fracht zur Raumstation und wieder zurück zu bringen.

"Als eine Versorgungskette gesehen ist die Astronautenauswahl und -ausbildung sehr empfindlich bezüglich kritischer Defizite; Astronauten, die für spezifische Rollen und Missionen trainiert werden, können nicht so einfach ausgewechselt werden", erläuterte der stellvertretende Vorsitzende der Kommission Frederick Gregory, selbst ein ehemaliger Astronaut, der drei Raumfährenmission kommandiert hatte und später als stellvertretender NASA-Administrator tätig gewesen war, in einer Stellungnahme.

Die ISS-Astronauten der NASA müssen ein gewaltiges Trainingspensum absolvieren, das in den vergangenen Jahren gestrafft wurde, aber dennoch Jahre der Vorbereitung auf die typischerweise sechsmonatigen Aufenthalte auf dem Orbitallabor aufwenden, wie der Bericht erläutert.

Stationsbesatzungen müssen sowohl versiert mit den in den USA gebauten Gerätschaften sein als auch mit der Ausrüstung der Partner aus Rußland, Europa, Japan und Kanada. Das Training für die ISS erfordert es, daß die Astronauten Zeit in Rußland und Europa verbringen, um sich auf ihre Missionen vorzubereiten.

Und dann muß auch für Reparaturaußeneinsätze an der Raumstation trainiert werden, der Umgang mit Softwaresystemen und Koppelungsverfahren für die internationale Flotte von robotischen und bemannten Raumfahrzeugen, die das Orbitallabor besuchen, gelernt werden.

"Allein in diesem Jahr werden die Astronauten 17 Rendezvous- und Koppelungsmissionen an der ISS durchführen", erklärten die NRC-Verantwortlichen in einer Stellungnahme.

Die NASA muß außerdem ihre für die Astronauten bestimmte Bodenausrüstung, wie die Flotte aus T-38 Überschallflugzeugen, in Schuß halten. Diese Flugzeuge transportieren nicht nur die Astronauten zu den verschiedenen Trainingsstandorten in den USA, sondern sind auch notwendig den Astronauten dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten für Notfälle während der Raumflüge verbessern zu helfen.

Verantwortliche der NASA haben inzwischen bestätigt, daß sie den NRC-Bericht erhalten hätten.

"Der Bericht des Nationalen Forschungsrates bietet hilfreiche Ratschläge über die angemessene Größe unseres Astronautenkorps, während wir in diese aufregende neue Ära der Weltraumerkundung und bemannten Raumfahrtoperationen eintreten", erklärte Mike Curie, ein Sprecher der NASA am Hauptquartier der Raumfahrtbehörde in der US-Hauptstadt Washington. "Es gibt uns außerdem eine Leitlinie, wie die existierenden NASA-Einrichtungen und andere Ressourcen für das Training für zukünftige Missionen eingesetzt werden sollten, und unterstützt die Rolle und die Definition des Astronautenkorps in Verbindung mit der vollen Nutzung der Internationalen Raumstation."

Die neun neuesten Astronauten der NASA waren im Jahr 2009 zur NASA gestoßen und haben seither für Missionen zur Internationalen Raumstation trainiert.

Zu dieser Astronautenklasse gehören sechs Männer und drei Frauen, die ausgebildet wurden, um auf den russischen Raumfahrzeugen mitzufliegen, wie auch auf den neuen bemannten Erkundungsraumkapseln der NASA, die, wie US-Präsident Obama bestimmt hatte, für Flüge zu einem Asteroiden ab 2025 und zum Mars ab 2030 eingesetzt werden sollen.

"Mit der Beendigung des Raumfährenprogramms und der Unsicherheit während des Übergangs zu einer voll betriebsfähigen ISS ist es um so wichtiger, daß der Talentgrad, die Diversität und die Fähigkeiten des Astronautenbüros erhalten bleiben", meinte der beisitzende Kommissionsvorsitzende Joe Rothenberg, ein früherer hoher Verantwortlicher der NASA. "Sicherzustellen, daß die NASA adequate Trainingseinrichtung erhalten kann, ist ebenso wichtig, um ein stabiles Astronautenkorps sicherzustellen."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 8. September MMXI