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Artikel 7. Dezember 2008
NASA und ESA schließen strategische Partnerschaft bei Marserkundung
Zusammenarbeit bei europäischer ExoMars und bei zukünftiger Mars-Probenrückführungsmission angestrebt

ExoMars
Oben: Europas nächste Marsmission ist das robotische Erkundungsfahrzeug ExoMars, das nach einer Startverschiebung jetzt im Januar 2016 zum roten Planeten geschickt werden soll. Die Finanzierung dieser Mission durch die ESA-Mitgliedsstaaten ist aber noch nicht vollständig gesichert, weshalb internationale Partner, wie die NASA, hier einsteigen können. (Abbildung: ESA)
Die NASA und die europäische Raumfahrtagentur ESA haben sich auf eine strategische Partnerschaft bei zukünftigen robotischen Missionen zur Marserkundung geeinigt, wie die Verantwortlichen in der letzten Woche verlauten ließen.

Ed Weiler, der beigeordnete Administrator des Direktorats für Wissenschaftliche Missionen gab diesen Plan am Donnerstag während einer Pressekonferenz zur Verschiebung der Mission von NASA's nächster Mars-Erkundungsfahrzeugmission MSL bekannt.

Das Abkommen war am Mittwoch während eines Treffens zwischen Weiler und David Southwood, dem Direktor des Wissenschaftlichen Programms der ESA geschlossen worden.

Verantwortliche beider Seiten hatten seit Juli über die Allianz diskutiert, nachdem die beiden Leiter an einem jährlichen Treffen zwischen NASA und ESA teilgenommen hatten.

Die beiden Organisationen hatten schon auf früheren Marsmissionen zusammengearbeitet, darunter Radars auf Europas Raumsonde Mars Express und NASA's Mars Reconaissance Orbiter. Mars Express war auch als Kommunikationsrelais für den Mars Phoenix Lander genutzt worden.

Die neue Partnerschaft wird den Raumfahrtorganisationen dabei helfen, Kosten und Verantwortlichkeiten für zukünftige Marsmissionen zu schultern.

"Diese Missionen werden immer kostenintensiver", meinte Weiler. "Die leichten Sachen sind bereits alle erledigt."

Die nächsten beiden Marserkundungsfahrzeuge, das Mars Forschungslabor der NASA (MSL) und ESA's ExoMars sind beide Multimilliarden-Euro-Flaggschiffmissionen.

"Es wird eine Langzeitkooperation sein, bei der die NASA zu ESA-geführten Missionen, wie ExoMars, und die ESA zu NASA-geführten Missionen beitragen kann", erklärte Jean-Jaques Dordain, der Generaldirektor der ESA.

Die Partnerschaft soll das Fundament für die Mars-Probenrückführungsmission (MSR) legen, die nach Angaben von Weiler aller Voraussicht nach umgerechnet zwischen 5 und 6,5 Milliarden Euro kosten wird.

MSL
Oben: Das Mars-Forschungslabor (MSL) der NASA ist wie ExoMars ein robotisches Erkundungsfahrzeug, das bis zu zwei Jahre auf dem roten Planeten forschen soll. Durch die jüngste Startverschiebung erhöhen sich die Gesamtkosten für die Mission voraussichtlich auf umgerechnet 1,85 Milliarden Euro. (Abbildung: NASA/JPL)
"Das Langzeitziel ist MSR, aber es gibt noch weitere Schritte auf dem Weg und wir gedenken diese gemeinsam zu tun", meinte Southwood. "Mars ist ein facettenreicher Ort. Wir benötigen eine Menge Exploration, Beobachtung und Analyse, bevor wir uns an die Rückführung von Proben machen können."

Zu diesen Schritten gehören Missionen wie ExoMars und MSL, neben anderen Sondenmission, die darauf warten für einen Start zum Ende des nächsten Jahrzehnts ausgewählt zu werden.

ExoMars ist auf eine Internationale Partnerschaft außerhalb Europas angewiesen, da die ESA.-Mitgliedsstaaten beschlossen haben, zusammen nicht mehr als eine Milliarde Euro zu der Mission beizusteuern, wie Dordain erklärte.

Die Gesamtkosten der ExoMars-Mission lägen aber nach Angaben von ESA-Verantwortlichen in dem Bereich von rund 1,2 Milliarden Euro.

Die zusätzlichen Gelder müssen demnach von Beiträgen internationaler Partner wie der NASA oder Rußland kommen.

"Wenn ich keinen Erfolg damit habe, diese Kooperationen zustande zu bringen, dann muß ich sehen, wie diese Mission abgeändert werden kann, damit sie innerhalb des 1-Milliarde-Euro-Finanzlimits bleibt, das die Mitgliedsstaaten mir zugesagt haben", meinte Dordain.

ExoMars soll im Januar 2016 gestartet werden. ESA-Verantwortliche hatten in diesem Jahr bereits den Start vom ursprünglich geplanten Termin Dezember 2013 verschieben müssen.

Dordain sagte, er werde bis Ende nächsten Jahres warten, bis er eine feste Finanzierungszusage von den ESA-Mitgliedsstaaten anfordere. Die Konstruktion der Sonde und die internationalen Verträge sollten bis dahin unter Dach und Fach sein.

Die Verschiebung des MSL-Starts wird es den Wissenschaftlern erlauben, sich auf die gemeinsame Mars-Architektur zu konzentrieren, einschließlich der Entscheidungen über die Details von NASA's Beteiligung an ExoMars.

"Wir müssen uns nicht damit beeilen, Ideen für 2016 zu entwickeln", meinte Weiler. "Wir können vermutlich zusammen eine viel bessere Mission gestalten, als wenn wir damit fortfahren, gegeneinander zu konkurrieren."

Die Verantwortlichen erwarten eine Mars-Probenrückkehrmission nicht vor 2020, wenn man das gegenwärtige Budget und die wirtschaftlichen Bedingungen berücksichtigt.

"Wir werden niemals eine Probenrückführungsmission zustande bringen, außer wir arbeiten zusammen", bekräftigt Weiler. "Wir haben beide die gleichen wissenschaftlichen Zielsetzungen. Wir wollen deshalb unsere wissenschaftlichen Gemeinden zusammenbekommen und mit der Auslegung einer Architektur beginnen."

Eine Mission zur Rückführung von Proben vom Mars steht schon seit langem auf den Wunschlisten sowohl der amerikanischen als auch der europäischen Wissenschaftler. Aber diese Pläne wurden wurden immer wieder durch technische oder finanzielle Hürden verzögert.

"Für die Probenrückführungsmission müssen wir zum Mars kommen, wir müssen dort landen, wir brauchen Raketen, die wieder starten, wir müssen ein Rendezvous mit einem Orbiter durchführen, an diesen die Proben übergeben, dann muß dieser zur Erde zurückfliegen und dort sicher landen. Alles andere ist eine leichte Übung", erläuterte Weiler.

Die Partnerschaft wird es den Raumfahrtorganisationen ermöglichen, ihre Resourcen zu bündeln, um den immensen Herausforderungen einer solchen Mission zu begegnen, sagte Southwood.

Southwood erklärte weiter, daß die Vereinbarung den Wissenschaftlern außerdem mehr Gelegenheiten bieten werde, ihre Experimente zum roten Planeten zu fliegen.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 8. Dezember MMVIII