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Bericht 14. Mai 2001
Weiterer Toter aus Hangartrümmern geborgen
Ein Arbeiter wird noch vermißt - Einsturzgefährdung behindert Bergung - kein Rückschlag für die Entwicklung von Sojus-2 Träger, sagt Rosaviacosmos

Am Dienstag wurde ein siebter Leichnam aus dem gefährlichen Trümmerhaufen an Rußlands Hauptstarteinrichtung im kasachischen Baikonur geborgen. Die Rettungsmannschaften suchen weiterhin nach dem achten Mann, der seit dem Einsturz des Hangardachs am Sonntag Morgen vermißt wird.

Bei dem Unfall am Sonntag am Kosmodrom waren acht Bauarbeiter aus etwa 80 Metern Höhe in die Tiefe gerissen worden. Rußland wollte den kasachischen Hilfskräften nicht den Zugang zum Gebäude erlauben und hatte deshalb am Montag einen eigenen Rettungstrupp zur Unglücksstelle geschickt, die sechs Leichen aus den Trümmern bergen konnten.

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Trümmern
Oben: Ein Mitglied der russischen Bergungsmannschaft steht vor einem von Trümmern übersäten ENERGIJA-Booster. (Photo: CNN.com/AP)
Die Bergungungsarbeiten wurden heute früh fortgeführt und schon bald konnte der Körper eines siebten Opfers geborgen werden, wie der Sprecher des russischen Katastrophenministeriums Viktor Beltsow erklärte. Man habe aber kaum noch Hoffnung, den letzten noch vermißten Arbeiter lebend aufzufinden.

Das Unglück bedeutet einen empfindlichen Schlag für das russische Weltraumprogramm, das bereits unter schweren Budgetkürzungen leidet und droht, die Beziehungen zwischen Rußland und Kasachstan zu stören. Baikonur hatte eine wichtige Rolle im Raumfahrtwettrennen während des kalten Krieges gespielt; seit 1991 muß Rußland die Anlagen von Kasachstan mieten, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als nun unabhängiger Staat die Besitzerschaft über den Raumhafen übernommen hatte.

Sieben der abgestürzten Arbeiter waren Kasachen, der achte Weißrusse.

Der Hangar blieb auch am Dienstag abgesperrt, da man befürchtete, daß die Wände ebenfalls noch einstürzen könnten. Die Bergungsmannschaften mußten sich von Hand durch die Trümmer wühlen, da die Struktur so instabil war, daß sich der Einsatz von schwerem Gerät verbot.

Der Hangar

des Komplexes 112
Oben: Das Montagegebäude des Startkomplexes 112 im Kosmodrom Baikonur, das am Sonntag teilweise eingestürzt ist. Hier wurden die sowjetischen N1-Mondraketen und die Raumfähre BURAN zum Start vorbereitet. (Photo: Russian Space Web)
Von offizieller Seite wurde indes ein Terroranschlag als Grund für den Einsturz ausgeschlossen. Funktionäre der russischen Weltraumagentur erklärten, daß der Unfall vermutlich dadurch zustande gekommen sei, daß etwas schweres auf einen der gewaltigen Treibstofftanks, die innerhalb des Hangars gelagert werden, gefallen sein könnte und so einen kräftigen Luftstoß verursacht habe, der das Dach angehoben und dann zum Einsturz gebracht hätte. Kasachische Katastrophenschutzbeauftragte sprachen dagegen offen von einem möglichen Konstruktionsfehler, der bei dem Umbau im Jahr 1980 eingeführt worden sei.

Energija

Booster
Oben: Energija-Startraketen wurden im ehemaligen Montagegebäude gelagert, ebenso soll dort eine BURAN-Fähre untergebracht gewesen sein. (Photo: Russian Space Web)
Der riesige Hangar war ursprünglich für das sowjetische Mondflugprogramm gebaut und war später für die Montage der Trägerrakete ENERGIJA und dem sowjetischen Raumgleiter BURAN genutzt worden, der nach nur einem Raumflug eingemottet wurde, da das Programm nicht mehr weiterfinanziert werden konnte.

Die Bauarbeiten auf dem Dach waren offenbar Teil weiterer Umbauarbeiten, da der Hangar für den Bau der neuen Trägerrakete Sojus-2, die demnächst entwickelt werden soll, genutzt werden soll. Rosaviacosmos, die russische Raumfahrtagentur, dementierte inzwischen, daß das Unglück einen Einfluß auf die Entwicklung des neuen Trägers haben werde.

Auch wurde von der russischen Regierung eine Kommission eingesetzt, die den Unfall untersuchen soll.

Quelle: CNN.com


letzte Änderung am 14. Mai MMII