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Artikel 24. Februar 2010
Kongress feuert Eröffnungssalve in der Debatte über den aktuellen Haushaltszeitraum der NASA
NASA-Chef unter Druck - Unterausschuss des Senats fordert Aktion, auch von der Regierung

Das offizielle Portrait von Senator Bill Nelson
Oben: Das offizielle Portrait von Senator Bill Nelson. (Photo: U.S. Senat)
Senator Bill Nelson, Abgeordneter aus dem US-Bundesstaat Florida und ehemaliger Astronaut an Bord der Raumfähre COLUMBIA, forderte am Mittwoch während lautstarken Äußerungen von Mitgliedern eines Unterausschusses des Senats über den neuen, kontroversen Haushalt der Raumfahrtbehörde von Präsident Obama erneut, klare Prioritäten für die NASA aufzustellen.

Der Haushalt hat der NASA einen neuen Kurs vorgegeben, schlug die Streichung des zukünftigen Programms "Constellation" der Behörde vor, und wies die NASA an, die bemannte Raumfahrt an kommerzielle Anbieter zu übergeben.

Am ersten Tag der Kongressanhörungen zur neuen Richtung der NASA wurde der Chef der NASA, Charles Bolden, am Mittwoch zu den Wurzeln, den Details und dem endgültigen Ziel der Weltraumrichtlinie befragt.

Bolden sagte, er hätte die Zustimmung von ranghöheren Beamten der Obama-Verwaltung, um sagen zu können, dass der Mars das Langzeitziel in der bemannten Raumfahrt ist.

"Es sieht so aus, als ob unser Programm die nötigen Voraussetzungen hat, die wir brauchen werden, damit Astronauten den Mond, die Asteroiden und schließlich auch den Mars erkunden können", äußerte Bolden gegenüber dem Senatsunterausschuss für Wissenschaft und Weltraum (Senate Subcommiittee on Science and Space).

Nelson meinte, der Präsident müsse zur NASA eine Erklärung abgeben und beschuldigte Mitarbeiter des Weißen Hauses, die im Amt für Management und Haushaltsplanung (Office of Management and Budget - OMB) für den Haushalt zuständig sind, die Weltraumrichtlinie zu beherrschen.

"Ich denke, dass das OMB das Raumfahrtprogramm betreibt", sagte Nelson. "Das ist der Punkt, an dem ich denke, dass der Präsident in Bezug auf das Ziel, das nun durch den Verwaltungsleiter deutlich ausgesprochen wurde - und das der Mars ist -, hervortreten, die Kontrolle übernehmen und Führung bieten und anwenden muss."

Der Demokrat aus Florida hatte auch vorgeschlagen, dass Obama eine Erklärung zur NASA hätte abgeben sollen, bevor der Haushalt am 1. Februar veröffentlicht wurde.

"Wenn Sie es dem OMB überlassen, und falls wir damit jemals ans Ziel gelangen, wird dies sehr lange dauern" äußerte Nelson. "Wenn Sie aber eine Präsidentenentscheidung haben, können die Dinge ins Rollen kommen".

Die Überprüfung der NASA hatte eine gemischte Reaktion der Weltraumgemeinde zur Folge, hauptsächlich wegen der ernsthaften Sorgen um den Verlust tausender Arbeitsplätze bei den Vertragspartnern der Behörde.

"Wenn Sie ankündigen, das Constellation-Programm zu streichen, erhöhen Sie damit die Ängste der Beschäftigten. Diese Ängste werden noch weiter geschürt, wenn Sie die Ankündigung in einer Erklärung zum Haushalt abgeben", erklärte Nelson. "Dies hat den Eindruck hinterlassen, als ob der Präsident die bemannte Raumfahrt umbringen würde."

Der NASA-Chef Charles Bolden sagt am Mittwoch vor einem Komitee des Senats 

aus
Oben: Der NASA-Chef Charles Bolden sagte am Mittwoch vor einem Senatsausschuss aus. (Photo: NASA TV)
Bolden entschuldigte sich für die schleppende Veröffentlichung von haushaltsrelevanten Dokumenten nach den Ankündigungen vom 1. Februar. Bolden zufolge sind Beamte derzeit noch dabei, die Einzelheiten der Richtlinie fertigzustellen.

Die NASA veröffentlichte am Montag eine Haushaltsschätzung, die mehr Informationen zu neuen Schlüsselprogrammen in den Bereichen Handel, Forschung und Entwicklung enthielt. Die Dokumente ließen darauf schließen, dass die NASA bis zum Jahr 2020 ein leistungsstarkes neues Kohlenwasserstoff-Raketentriebwerk entwickeln wird. Sie deuteten ebenfalls an, dass die NASA Tests zu anderen Grundlagentechnologien finanzieren wird, wie zum Beispiel autonomes Rendezvous und Koppeln sowie Treibstoffdepots in der Umlaufbahn. Der NASA zufolge würde dabei alles sehr stark auf die menschliche Erkundung des Weltraums hinauslaufen.

Zugleich wird eine neue Schwerlastrakete - ein unausweichliches Element jeglicher Explorationsinitiativen - auf die lange Bank geschoben. Viele der Fähigkeiten, die die NASA unter dem neuen Haushalt fortführen würde, könnten auf die Entwicklung einer neuen Superträgerrakete angewendet werden. Die Obama-Verwaltung hat jedoch noch keine ausdrücklichen Anweisungen zum Entwurf und zum Bau einer solchen Rakete gegeben.

In einer Pressekonferenz am 6. Februar am Kennedy Raumfahrtzentrum schätzte Bolden, dass eine Schwerlastrakete nicht vor Mitte der 2020-er Jahre oder noch später Realität werden würde.

Das Fehlen einer Schwerlast-Trägerrakete und von Raumfahrzeugen, die Exkursionen zum Mond, dem Mars und erdnahen Asteroiden ermöglichen, würden die Vereinigten Staaten bei der Erkundung des Weltraums "in den Hintergrund" geraten lassen, führte Nelson weiter aus.

Die Haushaltsschätzung stellte auch keinen Zeitplan oder ein Ziel für die Exploration über die Erdumlaufbahn hinaus auf. Bolden wiederholte während den Anhörungen am Mittwoch jedoch seine Forderung für Missionen zum Mars.

"Ich kann Ihnen noch kein genaues Datum für die erste bemannte Mission zum Mars geben, weil es noch zu vieler Fähigkeiten bedarf, über die wir noch nicht verfügen", sagte Bolden.

Senator David Vitter aus Louisiana und Senator George Lemieux aus Florida schlossen sich Nelson, dem Vorsitzenden des Unterausschusses, an.

Vitter, der eine Schlüssel-Montageanlage für Weltraumsysteme in New Orleans (das Shuttle-Außentank-Montagewerk Michoud von Lockheed-Martin - Anm. d. Redakteurs) vertritt, nannte den neuen NASA-Haushalt "radikal" und meinte dazu, dass der Haushalt in seinen Möglichkeiten nicht viel mehr als Hoffnung und Gebete bieten würde, kommerziellen Firmen dabei zu helfen, in die Fußstapfen des Mannschaftstransports in den Weltraum zu treten.

Vitter sagte, dass der Haushalt zur Folge hätte, dass die Vereinigten Staaten im Weltraum die Führung abgeben müssten und befragte Bolden zu den Hintergründen der Diskussionen, die zu der Entscheidung des Weißen Hauses geführt haben. Der Verwaltungsbeamte verweigerte jedoch die Aussage zu Arbeiten, die "der Entscheidung vorangingen".

Bolden teilte mit, er versuche den Mittelweg zwischen den Gruppen zu finden, die "radikal" dafür sind, das Constellation-Programm beizubehalten und den anderen, die darauf hinarbeiten, sich auf kommerzielle Weltraumorganisationen zu verlassen.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 1. März MMX